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AutorenbildSarah Beck

Der Anfang

 Der Weg zum Hortus/ oder die Eskaltionsstufen.


Also ich versuche es so kurz wie möglich zu halten. Ein Garten oder ein Hortus entsteht nicht von einem Tag auf den anderen. Es ist immer eine Entwicklung. Als ich mich im Netzwerk angemeldet habe und mein Garten so schnell als Hortus eingetragen wurde hatte er schon eine 13-jährige Entwicklungsphase hinter sich. Achterbahnfahrt pur.

Das drüsige Weidenröschen war echt übel oder der Sommer, der eine wortwörtliche Nacktschneckeninvasion mit sich brachte. Auf 54 Quadratmetern täglich 100-200 Nacktschnecken zu entfernen war nicht lustig. Oder der Sommer des leeren Bankkontos. Ich konnte keine Erde nachkaufen. In diesem Jahr habe ich mich auf Upcycling und Kompost eingeschossen. In einem Frühjahr war die Farbe Lausantrazith vorherrschend. Jede Katastrophe hat mich aber weitergebracht. Für mich ist das Problem da, aber nicht relevant. Für mich ist die Lösung relevant. Die muss man halt finden. Auf der einen Seite habe ich die Lösung durch Recherche gefunden oder auch durch Tipps.

Die meisten Lösungen hat mir aber die Natur selbst beschert. Ich musste nur den Mut haben die Natur machen zu lassen gegebenenfalls diese unterstützen.

Wenn mich jemand fragt was das Wichtigste ist, dass ein Garten funktioniert, antworte ich folgendes:

Nimm Dir 5-15 Minuten am Tag Zeit, setz Dich hin und schau einfach. Blende alles aus und schau bewusst was gerade passiert. Inzwischen empfehle ich auch eine Steigerung. Nimm eine gute Kamera und mach schöne Nahaufnahmen. Es geht einfach um bewusstes Wahrnehmen. Mir hat sich eine komplett neue Welt aufgetan und ich habe dadurch vieles besser verstanden. Setzt Euch nicht unter Druck, dass Ihr was sehen und verstehen müsst. Einfach nur schauen.

Mit dieser Methode sieht man was funktioniert oder auch nicht. Wenn man ruhig dasitzt trauen sich auf einmal Lebewesen aus ihren Verstecken. Also einfach mal sitzen.

Aber jetzt geht es wirklich los.

Es begann mit einem: Das schmeckt alles nicht mehr. Ich will endlich wieder Kräuter mit Geschmack.

Klar mit einer Dachterrasse habe ich ja auch mal Platz. Eine Glas Beton und Mauerwüste schöner zu machen ist auch mal nett. Das Essen mal schnell von draußen zu holen ist auch in Ordnung. Lang Lebe die Faulheit.

Aber das Wichtigste ist halt einfach der Geschmack. Man schmeckt aus welchem Boden die Pflanze kommt. Haltet mich für verrückt, aber es ist halt so.

Natürlich wollte ich aus Qualitätsgründen dann auch alles in vernünftiger Bio Qualität. Wenn ich gewusst hätte was die gekaufte Erde mit Bio zu tun hat, hätte ich glaube ich das Ganze von vorne herein aufgegeben.

Ich habe richtig Lehrgeld gezahlt. Ich will aber nicht vorgreifen. Das erste Jahr haben wir voll motiviert die üblichen Gartencenter und den sogenannten Fachhandel frequentiert. Ich habe bei vielen Erklärungen Fragezeichen im Kopf gehabt. In meiner Naivität habe ich aber dann alle Fragezeichen verbannt, die Verkäufer haben ja Ahnung.

Ich möchte hier mal gleich eine Stange für die Verkäufer und Gärtner brechen. Die meisten geben sich Mühe und wollen helfen. Sie beraten nach bestem Wissen und Gewissen. Bedenkt immer die Nachfrage bestimmt halt das Angebot und mal ehrlich wer weis schon dass die Petersilie ein Neophyt ist oder Omas alte Rose. Im Endeffekt muss sich die Gesellschaft wandeln um eine entsprechende Nachfrage zu generieren. Wir haben echt noch Arbeit vor uns.

Nagelt mich bitte nicht auf genaue Jahre und Monate fest. Wir haben versucht anhand von Fotos, Befragung und Erinnerung einen Zeitstrahl zu erstellen und sind kläglich gescheitert.

Wir sind uns nur ungefähr sicher was wann in den letzten drei Jahren an Entwicklung kam. Allerdings konnten wir die Themen in der richtigen Reihenfolge zuordnen.

Das mit den leckeren Kräutern hatten wir ja.

Dann hatten wir einfach keinen Platz mehr in den Balkonkästen und kleinen Töpfen. Also mussten wir da ausbauen.

Dann hatten wir den Großen Pflanzenraub im Wald. Waldmeister, Bärlauch, Brennnessel steht überall und da ich schon als Kind mit der Familie viele Dinge gesammelt habe und wusste was ich tue kam halt „Unkraut“ in den Garten. Die ersten Meinungen haben mich dort schon für verrückt erklärt. Zu dieser Zeit kamen so Kleinigkeiten, wie Tomaten Karotten und Salat dazu. Das mit den Karotten erzähl ich separat. Die wurden dort noch nicht absichtlich angebaut.

Dann hatten wir die Pleitegeierzeit. Das brachte uns das Thema Upcycling und Kompostierung. Und noch mehr Anbau von Gemüse. Man kann sich mit einem Garten echt Geld sparen.

Dann einen sehr heißen Sommer mit verbrannten Pflanzen und schwimmender Teerpappe. Inklusive Schneckenplagen und vielen Überraschungen. Zu dieser Zeit bin ich dann richtig eskaliert. Urban Gardening, Mischkultur, Permakultur waren die Themen. Das war für mich die nervlich schwierigste Zeit. Ich habe mehr gehört, dass alles was ich da so mache nicht funktionieren kann, es war die Zeit der Angriffe. Versteht es bitte nicht falsch. Für eine Konstruktive Kritik bin ich immer zu haben. Aber nicht, wenn man Unsinn plappert und das noch nicht mal erklären kann.

Und meine Gesundheit verschlechterte sich sehr stark.

2019 kam, gedanklich, dann die Kompletteskalation. Wir hatten dort schon einen Garten, den keiner für möglich gehalten hatte. Mein Wissen über Pflanzen und Umweltbedingungen war schon richtig gut. Unsere Hochzeitsreise war dann ein Gamechanger der mich im Endeffekt zum Drei-Zonen-Prinzip führte. Unsere Hochzeitsreise war eine Reise durch verschiedene Ökosysteme im Burgers Zoo in Arnheim. Ich mag keine Zoos aber dieser Zoo ist anders, da dieser Zoo die Tiere innerhalb der Ökosysteme zeigt. Sie haben dort eine Halle mit Mangroven, Regenwald usw. Mir wurde immer gesagt, dass man kein System unter den Bedingungen meiner Terrasse aufbauen kann. Was meinen Beobachtungen widersprach. Ich hatte ja schon meine Helfer und habe beobachtet das alles miteinander interagiert. Dort sind komplette nicht heimische Ökosysteme aufgebaut worden. Gegen Mangroven mit Schmetterlingen und Seekühen ist meine Terrasse ja mal Pille Palle. So dachte ich in meiner naiven Unschuld. Ich musste ja nur die Bedingungen nachahmen und dann heimische Pflanzen ansiedeln. Das Klima war ja mal nicht so das Thema. Das war ja schon richtig. Vergessen wir mal kurzzeitig den Klimawandel. Einer der Mitarbeiter sagte mir auf meine Nachfrage, dass man erstmal das Umfeld und das System aus dem Pflanzen und Tiere kommen kennen muss. Der Boden ist das Wichtigste. Wenn der stimmt dann nehmen die Pflanzen vieles leichter.

Im Endeffekt brachte mich das dann entgültig zur Permakultur. Die reinen Naturgärten waren für mich nicht geeignet. Denkt daran wir wollten ja nach wie vor noch unser leckeres Gemüse. Ich habe mich dann schlau gemacht und mich in einer Gruppe angemeldet. Wie hilfreich die Gruppe war werde ich jetzt mal nicht beschreiben. Dafür bin ich zu undiplomatisch. Allerdings waren dort auch einige Leute, die nach verschiedenen Konzepten gearbeitet haben oder sie neu beschrieben haben. Und die Tipps vom Gründer des Hortus-Netzwerk waren einfach logisch,flexibel und machbar. Es steckt keine Ideologie dahinter. Das Motto ist dann halt auch auf meiner Wellenlänge.

Jetzt habe ich einen Hortus. Auf einer Dachterrasse. Viele haben gesagt, dass das nicht möglich ist in der Form. Allen die das gesagt haben biete ich ein kostenloses Besenessen an. Ich mach auch ein leckeres Sösschen dazu. Aus heimischen Wildpflanzen.

Ihr seht, dass sich alles entwickelt hat. Jeden Tag geht die Entwicklung weiter. Ich bin noch lange nicht am Ende. Ich habe noch Wände über. Noch ein bisschen mehr für die Insekten und Vogelwelt tun.

Für alle die denken, dass Artenvielfalt auf kleinem Raum nicht funktioniert: Pustekuchen. Alle Zonen zusammen ergeben ca. 250-300 verschiedene Pflanzenarten pro Jahr nicht Pflanzen in der Stückzahl, sondern Arten. Bei der Herbstzählung 2023 bin ich über den 300 gewesen.

 

Machen ist wie wollen nur Krasser (Hortusleitspruch)

Wenn nicht groß dann halt Mini oder Minimalismus mal anders. (Meine Freundin)

Sarah entdecke die Möglichkeiten (Meine Mutter)

Bist du sicher, dass man das Unkraut essen kann? (ein Kumpel)

Gibt es das auch in heimisch? (Mein Mann)

Das Problem ist nicht relevant nur die Lösung und der Weg dorthin (Mein eigener)

Nein Du bist als Welpe in die Kohlsuppe gefallen. (Ich zum größten Gartenschädling. Ehemaliger Strassenhund mit einer Vorliebe für Kohl)

 

Warum Miraculina als Hortusname? Nicht nur weil ich einige Zaubertränke herstellen kann. Mein Hortus ist für mich ein Wunder.

 

Warum das Drei-Zonen-Konzept?

 

Mal ein Thema das ich wirklich kurzhalten kann. Glaube ich zumindest.

Das Konzept besteht im Endeffekt aus Drei Grundpfeilern.

Ø  Die Pufferzone Grenzt den Garten nach Außen ab. Gehölze, sind da vorherschend. und eine Wand zählt nicht dazu. Bei uns Balkonies sind es meist Wandbegrünungen. sprich Vertikales Gärtnern.

Ø  Die Hotspotzone besteht aus den Elementen für die heimische Pflanzen-und Tierwelt.

Ø  Die Ertragszone die Zone für das leckere Essen. Die einzige Zone wo man nicht auf überwiegend heimisch achten muss.

Im Idealfall ergänzen sich die Zonen, bilden einen Kreislauf der sich über das Jahr selbst erhält und sich aus sich selbst speist. Wir bauen uns ein, für den Menschen nutzbares, Ökosystem. Ohne künstliche Dünger und Pestizide, Ressourcenschonend, mit heimischer Flora für die heimische Fauna. Ich zähl den Menschen jetzt mal zur Fauna. Ausserhalb der Ertragszone geht es überwiegend heimisch zu.

Das Konzept ist nicht dogmatisch und ist überall machbar. Die Kreativität wird nicht eingeschränkt und es ist logisch. Es berücksichtig die eigenen Bedürfnisse und die der heimischen Flora und Fauna. Und für uns wichtig: Essen in Bioqualität. Es ist eine Mischung aus Permakultur und Naturgarten.

Im Netzwerk fühle ich mich aufgehoben ich lerne eine menge und ich bin unter gleichgesinnten Verrückten.

Wer mehr über das Netzwerk erfahren möchte sollte mal auf die Homepage schauen.

Hier ist natürlich jeder wilkommen der Interesse hat und höflich bleibt.


Die untere Hälfte des Hortus Die einzelnen Zonen sind nicht immer klar abgegrenzt. Ihr könnt ja mal raten was zu welcher Zone gehört.

Das Sandarium mit mediterranem Bereich. Die mediterrane Ecke ist eine Mischung aus Hot-Spot und Ertrag. Das Sandarium is bewusst mit verschiedenen Ebenen und Hügelig gestaltet.


Die oberste Stufe ist Pufferzone. Die beiden unteren Ertrag. Das ist ein gutes Beispiel wie zwei Zonen ineinander übergehen.


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